KURZER AUSZUG AUS DER INHALTSREICHEN GESCHICHTE BRUNSHAUPTENS – 50 JAHRE ARENDSEE

Heinrich Schreiber

I. Die Entdeckung Brunshauptens als Ostseebad

Brunshaupten blickt im Jahre 1931 auf ein 50jähriges Bestehen als Ostseebad zurück, und es wäre undankbar gegen die, die einst als Gründer angesehen und gerühmt wurden, wollte man dies Jubeljahr sang- und klanglos vorüberrauschen lassen. Leider ließ sich nur ein ganz kurzer Auszug aus der inhaltsreichen Geschichte Brunshauptens im Druck ermöglichen, während die auf Wunsch fertig gestellte Festschrift unbenutzt liegen blieb.

Lange führte Brunshaupten ein weltentferntes, geruhsames Dasein, lange schlief es den Dornröschenschlaf, bis aus der Residenz die kamen, die es wecken und als erste Kurgäste in seinen gastlichen Häusern Wohnung nehmen sollten. Ihre Namen seien billig der Nachwelt überliefert. Es waren der damalige Postsekretär, spätere Regierungsrat Eingrieber, und der Goldschmied Krüger aus Schwerin, die Brunshaupten als Ostseebad entdeckten und beim Erbschmiedemeister Sengebusch in der jetzigen Schloßstraße Wohnung, beim damaligen Tischlermeister Bünger in der Neuen Reihe aber Verpflegung fanden.

Die ersten Förderer des Badewesens waren Bünger, Oemigh und Pentzin, Sengebusch, Pastor Niemann und Kantor Lohff, zu denen später der damalige Erbpächter Risch trat. Der Amtmann von Bülow in Doberan ging bereitwillig auf die Vorschläge des Pastors Niemann hinsichtlich der Anlage von Waldwegen und der Errichtung von Hütten am Strande ein. Pastor Niemann war zunächst die Seele des ganzen Badewesens in Brunshaupten. Am 18. Februar 1885 sandte er folgenden Bericht an das Finanzministerium: ‚Ehrerbietigst gehorsamst Unterzeichnender erlaubt sich im Interesse des Badeortes Brunshaupten folgendes Bittgesuch einem hohen Ministerium zu unterbreiten:

Im Sommer 1881 kamen ohne Veranlassung von hier aus Personen nach Brunshaupten, badeten vom Strande aus an der Ostsee; fanden wohltuende Erfrischung in unserer reinen Wald- und Seeluft und waren entzückt über die Schönheit der Gegend. Auf ihre Anregung traten die bezüglichen Bewohner des Dorfes, die imstande waren, Badegäste in ihren Häusern aufzunehmen, zusammen und beschlossen, Badehütten über dem Wasser anzulegen, wenn ihnen die obrigkeitliche Erlaubnis dazu erteilt werden würde. Der Unterzeichnete wandte sich in einem Bittschreiben an die Großherzogliche Amtsforstbehörde zu Doberan und erhielt für die Unternehmer die Erlaubnis, Badehütten am Brunshauptener Strande zu errichten und die Wege und Schneisen der Brunshauptener Tannen nach den errichteten Badestellen benutzen zu dürfen. Infolgedessen wurden Badestellen eingerichtet, und als dies geschehen war, teilten wir solches den Badegästen aus dem Jahre 1881 mit. Die empfahlen dann den Ort Brunshaupten durch Zeitungsartikel als besonders geeignet für solche Badegäste, die einem stillen, ländlichen Sommeraufenthalt mit Seebad den Vorzug vor einem Badeorte größeren Stils geben. Es kamen auch so viele Gäste, als wir zu der Zeit nur unterbringen konnten. Da sich dabei durch das hohe Gras in den Schneisen der Tannen bei Regenwetter Unzuträglichkeiten gezeigt hatten, so kam uns die Großherzogliche Forstinspektion zu Doberan in bereitwilligster Weise auf unsere Bitte dahin entgegen, daß wir die gewährten Schneisen und vorhandenen Wege für die Fußgänger zugänglich machen durften. Zugleich wurde uns von derselben Forstinspektion verheißen, dass wohl auch noch andere Spaziergänge in den Tannen für die Badegäste später eingerichtet werden könnten, wenn sich der Badeort Brunshaupten in Bezug auf Frequenz aufnehmen sollte.

Das ist nun im Sommer 1884 in dem Maße der Fall gewesen, daß 149 Badegäste unsern Ort aufgesucht und ihre Befriedigung gefunden haben. Sie wünschen nur, nach dem Bade in den Tannen und doch in der Nähe der See Spaziergänge machen zu können. An dem Strande ist das Spaziergehen nicht gestattet, solange die Badezeit währt.

Zu dem Ende wandte sich der Unterzeichnete im Interesse des Badeortes wiederum an die Großherzogliche Forstinspektion und fand bei derselben geeignetes Gehör; doch wurde ihm aufgegeben, da die Angelegenheit nunmehr größeren Umfang annehme, die Sache den hohen Oberbehörden vorzutragen.

Das Badeunternehmen hat sich für den Ort Bruns­haupten sichtlicher Weise als ein gemeinnütziges erwiesen. Es führt nicht bloß den Badewirten eine erhebliche Einnahme zu, sondern es gewährt auch den Landwirten bequemen Absatz ihrer Produkte und Arbeitsleuten, Fuhrleuten, Maurern, Zimmerleuten manchen Verdienst. Im vorigen Jahre und in diesem Jahre ist nicht unerheblich gebaut.

Aus diesem Grunde bittet der Unterzeichnete gehorsamst:
Ein hohes Ministerium wolle gewogentlichst das gemeinnützige Badeunternehmen zu Brunshaupten seinerseits fördern und es gütigst veranlassen, daß für die Badegäste in den Brunshauptener Tannen Spaziergänge eingerichtet werden, sofern es nach forstlichen Interessen statthaft sein möge.“

Aus diesem Bericht ersehen wir, wie es mit dem Badewesen in unserem Orte in den ersten drei Jahren von 1881 bis 1884 aussah. Aus geringen Anfängen ist alles entstanden, was uns jetzt als selbstverständlich erscheinen will und das zu erreichen manche Mühe und Arbeit verursachte.

Schon im Mai 1882 war der damalige Amtsverwalter, der spätere Oberlanddrost von Bülow aus Doberan zu Pastor Niemann gekommen, „um über die geplanten Badeeinrichtungen zu verhandeln. Da die Zeitungen ergeben, daß der Plan auf Constituierung von Brunshaupten zum Seebad gerichtet ist.“, heißt es weiter in dem Schreiben, „wird es doch nötig sein, die Genehmigung der Oberbehörden einzuholen.“

Diese Art der Behandlung der ganzen Angelegenheit erweist das Wohlwollen, das das Amt Doberan dem entstehenden Badeorte Brunshaupten von vornherein entgegenbrachte und das ihm stets zu bewahren bemüht war.

Die Amtsforstbehörde genehmigte die vom Pastor Niemann vorgetragene Bitte um Herrichtung von Spaziergängen in den Brunshauptener Tannen. Die Forstinspektion wurde ermächtigt „die Herstellung und Unterhaltung von Promenaden im hiesigen Reviere, soweit dies unnachteilig für die Forst erscheint, auf Grund spezieller Anweisung zu gestatten unter der Bedingung strengster Beobachtung der forstlichen Vorschriften und unter Vorbehalt beliebiger Rücknahme der erteilten Erlaubnis, sobald das forstliche Interesse es erheische und falls Unzulässigkeiten und eigenmächtige Ueberschreitungen des Gestatteten zu Unzuträglichkeiten und Gefahren für den Wald führen sollten.“

Am 13. März 1885 war diese Verfügung in Schwerin ausgefertigt und löste große Freude bei dem Antragssteller Pastor Niemann und den ersten Vermietern unseres Ortes aus.

Man begann jetzt mit dem Bau von drei Badehütten und dem Anlegen neuer Wege. Aber am 9. April 1886 lief aus Doberan ein Schreiben der Forstinspektion ein, in dem es heißt, „daß die Hütten nicht am Strande, sondern auf der Düne hart am Rande des Holzes und teilweise in dasselbe hinein“ erbaut sind. Das wird als Uebergriff bezeichnet. Forstseitig sei „von Anfang an betont worden, daß stets die forstlichen Interessen, vor allem die Sicherstellung der Dünenwaldung (welche letztere ja auch für das Dorf von höchster Bedeutung) voranstehe und Zugeständnisse auf Widerruf nur soweit gemacht werden können, als diese Interessen nicht verletzt werden. Falls nun die drei Schutzhütten gegenüber den Badesteigen noch im Laufe dieses Frühjahres und zwar spätestens bis 15. Mai ds. Jahres in Brettern aufgeführt und mit fester Bedachung versehen werden, mögen solche vorläufig auf ihrem jetzigen Standort stehen bleiben. Die übrigen Hütten sind aber noch bis Ende dieses Monats abzubrechen und das Stroh zu entfernen.“ Aufmerksam gemacht wird darauf, „daß die Anlage von Strohhütten selbst am Strande und entfernt vom Holzrande niemals gestattet werden kann und überhaupt alle derartigen Neuanlagen, seien es Hütten, seien es Promenaden und Fußsteige, ohne spezielle Genehmigung und Anweisung an Ort und Stelle für jeden einzelnen Fall unterbleiben müssen.“

Am 26. Mai 1886 trat man mit der Annoncen-Expedition Haasenstein & Vogler in Hamburg wegen der ersten dreimaligen Inserate in den Hamburger Nachrichten und in der Berliner Kreuzzeitung in Verbindung. Die Anzeigen in Hamburg sollten 11,55 Mk. kosten, die in Berlin 12,21.

Im Mai 1886 wurde die Fuhrtaxe für „Ostseebad Brunshaupten“ festgesetzt. Es hatten sich folgende Einwohner mit Fuhrwerk zur Verfügung gestellt: Schmied Sengebusch mit offenem sechssitzigen Omnibus, Fuhrmann Bauer mit offenem viersitzigen Zweispänner, Fuhrmann L. Wendt desgleichen. Gastwirt Holst mit dreisitzigem Einspänner, Büdner Brümmer desgleichen, ebenso Häusler C. Harnack. Diese sechs Unternehmen hatten sich dem „Badevorstand“ gegenüber zu einer bestimmten Taxe verpflichtet.
Vom Bahnhof Kröpelin forderten sie 4 bis 6 Mk., von Doberan 5 bis 7, von Heiligendamm 4 bis 6 Mk., Rennbahn ½ Tag 5 bis 8, einen ganzen Tag 7 bis 10 Mk., Leuchtturm 2,50 bis 4 Mk., Kühlung die Person 50 Pfennig, Alt Gaarz 6 bis 8 Mk. Ein zweispänniger Gepäckwagen kostete von Kröpelin 4 Mk., von Doberan 5, ein einspänniger 3 bzw. 4 Mk.

So wußten die Gründer unsers Badeortes, Ordnung in die ganzen Einrichtungen zu bringen.

Zum 1. April 1886 lud Pastor Niemann die Mitglieder des „Vorstandes des Gemeinnützigen Vereins“ ins Pfarrhaus zu einer Besprechung über die Anordnung der Forstbehörde ein. Im nächsten Jahr sendet der Pastor am 28. Februar ein Gesuch an das Großherzogliche Amt Doberan. In diesem Schreiben heißt es: „Im Namen des hiesigen Gemeinnützigen Vereins erlaubt sich der gehorsamst Unterzeichnete, das verehrliche Großherzogliche Amt zu bitten, auch in diesem Jahr es gewogentlichst gestatten zu wollen, daß der Verein zur Fertigstellung des im vorigen Jahre begonnenen Badesteiges in der Damenbadschneise Seetang vom Strande zur Unterlage unter den aufzufahrenden Kies hole.

Es hat sich diese Art der Herrichtung des Badesteiges im vorigen Jahre außerordentlich bewährt, während der Kies allein und Tang allein spurlos verschwunden ist.

Das noch herzustellende Ende ist etwas über 100 Schritt lang, und mögen wohl drei bis vier Einspännerfuhren Seetang als Unterlage genügen.

Es unterzeichnet sich ganz gehorsamst
Brunshaupten, 28. Februar 1887
Niemann, Pastor“

Wir erkennen, wie mühevoll es war, den Grund zum Ausbau unseres Brunshauptens als Badeort zu legen und zugleich, mit welchem Bedacht, mit welcher sorgfältiger Ueberlegung alles mit möglichst geringen Kosten herzustellen versucht worden ist.

Zum 27. Oktober 1886 hatte Pastor Niemann die Vorstandsmitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft, der damals außer dem Pastor als dem Vorsitzenden die Erbpächter Priester und Risch, der Schulze Hoepfner und der Organist Lohff angehörten, zu einer vorbereitenden Besprechung für die einzuberufende Generalversammlung eingeladen. Schon in einem Bericht der Amts- und Forstbehörde Doberan wird Pastor Niemann als „Wortführer der dortigen Badeanstalts-Interessenten“ bezeichnet „mit Ausnahme des selbständig agierenden Erbpächters Kolz.“

Am 27. Juli 1887 wurde folgende Bekanntmachung erlassen:

„Die ortsanwesenden Fremden und Badegäste werden hierdurch mit folgender forstlicherseits erlassenen Verordnung bekannt gemacht:

  1. Es ist nicht gestattet, im Holze mit Hunden zu gehen; auf den Steigen zum Bade dürfen dieselben nur an Leinen geführt werden.
  2. Alles Schießen mit jeglicher Schusswaffe ist im Holze, an der See sowie im Felde verboten.
  3. In den Dünen-Tannen ist nur auf den zu den Badehütten führenden Steigen zu gehen gestattet.
  4. In den jungen Besamungen und Pflanzungen darf überall nicht gegangen werden.

Um Berücksichtigung obiger Vorschriften bittet gehorsamst
Der Vorstand des Gemeinnützigen Vereins
Brunshaupten, 27. Juli 1887“

Im selben Jahre 1887 machte sich auch das Bedürfnis nach Benutzung eines größeren Saales in unserm Orte geltend.

Wieder ist es Pastor Niemann, der dies Schreiben abfaßt und „im Namen des Gemeinnützigen Vereins“ absendet. Da es sich um Herstellung des ersten größeren Saales handelt, sei das Schreiben hier mitgeteilt.

„Es hat sich in dem Orte Brunshaupten zwecks Unterstützung des Badeverkehrs ein Gemeinnütziger Verein gebildet, der sich genötigt sieht, der hohen Gewerbe-Kommission nachstehendes Gesuch zu unterbreiten: Der Zufluß von Badegästen aus den Ständen der Kaufleute und Angestellten hat sich ohne Anwendung von irgendwelcher Reklame von Jahr zu Jahr gesteigert, und namentlich in diesem Jahre ist ein sehr zahlreiches Publikum bei uns eingekehrt, nachdem drei größere Häuser mit gutem Komfort gebaut und eingerichtet sind. Unter diesen Häusern zeichnet sich das Haus des früheren Schiffskapitäns Schwemer besonders aus durch die elegante Einrichtung und den in dem Hause vorhandenen größeren Saal.

Namentlich seit der Eröffnung dieses Hauses konnten wir auch Anfragen, die auf ein Hotel hinausliefen, entsprechend beantworten. Aber es stellt sich für unser Badeleben noch ein Bedürfnis heraus; das ist das nach einem Versammlungssaal, in dem die Gesellschaft aus den verschiedensten Quartieren einmal sich versammeln könnte. Die sogenannten Säle des Kruges und Gastwirts Prüter werden von den Badegästen nicht anerkannt, weil sie sehr niedrige Räume sind; dieselben drängen darauf, daß der p.p. Schwemer ihnen gestatten möge, sich in seinem Saale zu versammeln. Schwemer kann diesem Ansinnen aber nicht Folge geben, weil er keine Schankberechtigung hat.

Jetzt tritt wiederum die Frage an uns heran, ob wir einen Saal haben, in dem der Reuter-Vorleser Glöde aus Hamburg eine Reuter-Vorlesung veranstalten könnte. Es ist nur möglich, solche Vorlesung in dem Hause des Herrn Schwemer abzuhalten. Wir können aber kaum das Ansinnen an den Genannten stellen, uns seinen Saal zu überlassen, wenn er nicht irgendeinen Vorteil dabei haben soll.

Deshalb möchten wir uns an die hohe Gewerbe-Kommission richten, um Konzession für den Herrn Schwemer während der Badezeit die Badegäste mit Getränken und Erfrischungen bedienen zu dürfen.

Unsere Bitte geht hervor aus dem fühlbaren Mangel eines geeigneten Versammlungslokals für die Badegesellschaft und wird gestellt in der Ueberzeugung, daß Herr Schwemer eine ungeeignete Gesellschaft stets fernhalten wird. Obenein hat der frühere Besitzer des Hauses eine Bierschenk-Berechtigung für sich gehabt, auf die er zu Gunsten seines Käufers verzichtet hat. Es wird also eine Bierschenke gewöhnlicher Art durch erteilte Konzession an Herrn Schwemer umgewandelt in ein hotelartiges Etablissement, das bei der Hebung des hiesigen Badelebens zu einem deutlich hervorgetretenen Bedürfnis geworden ist.

Aus diesem Grunde bittet der ehrerbietigst unterzeichnete Verein: Eine hohe Gewerbe-Kommission wolle dem p.p. Schwemer für die Dauer der Badezeit gewogentlichst die Erlaubnis erteilen, die bei ihm sich versammelnden Bade- und Kurgäste mit Getränken und Erfrischungen bedienen zu dürfen.“

Unterzeichnet ist dies Gesuch außer von Pastor Niemann noch von C. Risch, Erbpächter; Hoefner, Schulze und Erbpächter; A. Lohff, Organist; Bünger, Tischler.“ Schwemers Hotel führt jetzt den Namen „Deutsches Haus“.

Die „Satzungen des Badevereins zu Brunshaupten“ erschienen im Jahr 1903 im Druck. Schon am 8. Dezember 1901 waren sie entworfen, aber am 5. Januar 1902 in 3 Paragraphen geändert. Den Vorstand bildeten damals C. Risch, P. Westphal, J. Oldag, L. Baarck, E. Rieck, H. Steußloff, A. Heine. Schon am 24. März 1902 war der Badeverein unter Nr. 1 in das Vereinsregister des Großherzoglichen Amtsgerichts Kröpelin eingetragen.

Die Satzungen bestehen aus 33 Abschnitten. Zweck des Vereins ist „mit Genehmigung des Großherzoglichen Amtes zu Doberan die Leitung und Förderung alles dessen, was auf den Badeverkehr von Brunshaupten und die Hebung der Ortschaft Bezug hat, insbesondere der dem Verein amtlich genehmigte und bestätigte Betrieb und die Ausnutzung der Seebadeanstalten und der auf Kosten des Vereins auf der Eigentumsparzelle Nr. 1 zu Brunshaupten erbauten Warmbadanstalt mit Dampfbetrieb; die Uebernahme und der Betrieb aller dem Verein gehörigen Einrichtungen und Anstalten.“

Die Aufnahme in den Verein hängt vom Beschluss der Generalversammlung ab. Ein Ausscheiden ist nach vorausgegangener dreimonatlicher Kündigung zum 1. November, dem Schluß des Geschäftsjahres, möglich. Außerdem kann der Vorstand oder die Zahl von zehn Mitgliedern den Ausschluß eines Mitgliedes verfügen wegen einer den Verein schädigenden Handlung, wegen unehrenhaften Wandels, wegen Verlustes der „Verfügungsfähigkeit“ und auf Grund wiederholter Forstfrevel im hiesigen Walde. Die bei einem Mitglied des Vereins wohnenden Fremden können an allen Einrichtungen des Vereins zu den von der Generalversammlung festgelegten Preisen teilnehmen, während die bei einem Nichtmitglied Wohnenden den doppelten Preis und auch die doppelte Kurtaxe zahlen müssen. Nur den Mitgliedern steht es zu, die Einrichtung des Wohnungsnachweises zu benutzen, an den Generalversammlungen und allen Einrichtungen des Vereins teilzunehmen.

Den Rechten stehen auch besondere Pflichten gegenüber. Dahin gehört z. B. Schutz des Waldes, der Einrichtungen des Vereins, Zahlung der Beiträge, ordentliche Führung der Fremdenbücher, Anhalten der Gäste zur Zahlung der Kurtaxe. Als „Organ des Vereins“ werden der Vorstand und die Generalversammlung genannt. Ersterer besteht aus 7 Mitgliedern, die auf die Dauer von drei Jahren gewählt werden. Gehalt beziehen nur die Berechner und der Schriftführer. Der Vorstand führt die Geschäfte des Vereins, wozu besonders gehören die Verhandlungen mit den Behörden, die Empfehlung des Badeortes, die Regelung des Badewesens hinsichtlich der Bäder, Steige usw., das Vermieterwesen, die Verwaltung der Vereinskasse und die Einberufung von jährlich zwei ordentlichen Generalversammlungen. Ohne Beschluß der Generalversammlung kann der Vorstand über den Betrag bis zu 400 Mk. verfügen.

Stimmberechtigt sind die Mitglieder, die in Brunshaupten „oder einer benachbarten Ortschaft“ ein bebautes Grundstück besitzen; andere Mitglieder können dadurch Stimmrecht erwerben, daß sie die Haftung für ein halb Prozent der Vereinsschulden bis zum Höchstbetrage von einhundert Mark übernehmen. „Weibliche Mitglieder“ können ihr Stimmrecht durch ein von ihnen bevollmächtigtes Vereinsmitglied ausüben lassen, jedoch darf ein Bevollmächtigter nicht mehr als eine Vollmacht haben und vertreten.

Der Beschlußfassung und Genehmigung der Generalversammlung unterstehen Erwerb, Veräußerung, Belastung und Entlastung von Eigentum, Neubauten, Wahl von Vorstandsmitgliedern, Entscheidung von Streitigkeiten über Auslegung der Satzungen, Aufnahme und Ausschluß von Mitgliedern, Abnahme der Jahresrechnung, ihre und der Vermögensbilanz, Genehmigung, Bestimmungen über Ueberschüsse und Deckung von Unterbilanz, Festsetzung der Jahresbeiträge der Mitglieder, der Höhe der Kurtaxe, des Jahresvoranschlages, besonders der Höhe der Kosten der Annoncen und der Gehalte des Badearztes und der besoldeten Angestellten des Vereins, Entlastung des Vorstandes aus seiner Geschäftsführung.

Als Betriebsmittel dienen dem Verein die Einnahmen „aus den Bädern an der See, Herren- und Damenbadeanstalt“, ferner aus der Warmbadeanstalt, aus der Kurtaxe, aus den Eintrittsgeldern und Jahresbeiträgen der Mitglieder „nach Maßgabe der aus ihrem Hause vereinnahmten Kurtaxe“.

Die so erzielten Einnahmen werden verwendet zur Bestreitung sämtlicher Geschäftsunkosten, „zur Zahlung von Zinsen und zur Schuldentilgung für den Gesamtbetrieb“, den Betrieb des Warmbades eingeschlossen, zur Bildung eines Reservefonds nach näherer Bestimmung der Generalversammlung.

Für die einzelnen Verwaltungszweige stellt der Vorstand eine Geschäftsordnung auf, die die Generalversammlung zu genehmigen hat. Eine Umsatz-Bilanz über Einnahme und Ausgabe soll der Vorstand jedem Mitglied einhändigen, und zwar bis zum 15. Dezember jeden Jahrs; ebenso eine Verrechnung über Gewinn oder Verlust und eine Vermögensbilanz. Die Berechnung für das Warmbad ist gesondert zu geben.

Der etwa in einem Jahr erzielte Geschäftsüberschuß wird nicht unter die Mitglieder verteilt, sondern soll „zu gemeinschaftlichen Zwecken, zur Anlage eines Reservefonds und zu etwaiger Schuldentilgung verwendet werden.“

Eine etwaige Unterbilanz ist durch erhöhte Beiträge der Mitglieder zu decken. „Das Maß der Erhöhung wird durch die Generalversammlung dem Bedarf des Betriebsjahres entsprechend festgesetzt, und zwar nach Prozenten des Gesamtbetrages der einzelnen Mitglieder für das betreffende Jahr.“

Für die Schulden des Vereins haften „diejenigen Mitglieder, welche in Brunshaupten oder einer benachbarten Ortschaft ein bebautes Grundstück haben, nach Verhältnis der Summe, mit welcher ihr Gebäude in der Domanialbrandversicherungsanstalt versichert ist. Andere Mitglieder haften, soweit sie freiwillig eine Haftung übernehmen.“ Dies sind in Kürze die bedeutendsten Abschnitte aus den im Jahre 1903 gedruckten Satzungen des Badevereins Brunshaupten.

Da es manchem erwünscht sein mag, einen Einblick in die Tätigkeit dieses Vereins in jener Zeit zu gewinnen, weisen wir auf eine Rechnungsablage aus der Badesaison 1902 hin.

Wir erfahren aus ihr, mit welchen Mitteln unser Badeverein damals rechnen konnte; wir sehen, in welcher Weise er die aufkommenden Gelder nutzbringend zu verwerten wußte; wir lernen die einzelnen Vermieter, Pensionen und Hotels jener Tage kennen, und auch die Höhe der von den Häusern erzielten Kurtaxe wird uns angegeben.

Die „Ausgabe“ läßt uns einen Blick in die weit verzweigte Arbeit des Vereins tun, der außer den Seebadeanstalten auch noch das Warmbad zu verwalten hatte. Die Uebersicht schließt mit der Abrechnung über den Bau der Chaussee.

II. Brunshaupten in älterer Zeit

Die Geschichte unseres Ortes läßt sich ebenso wie die vieler anderer bis in die Zeit zurückverfolgen, aus der schriftliche Aufzeichnungen noch nicht vorliegen. Die Urkunden dieser ältesten Zeit sind teils Funde, die die Erde in sich barg und dann an’s Tageslicht befördert wurden, teils die Flurnamen und endlich auch die Ortsnamen, deren Erklärung freilich oft verschieden lautet.

Betrachten wir zunächst die Funde, die in unserer Gegend gemacht sind, so weisen sie uns in graue Vorzeit hinein. Schon das Steinzeitvolk hatte hier seine Wohnstätten errichtet. Viele Geräte, die auf den verschiedensten Ackerstücken unserer Feldmark gefunden sind, legen einen deutlichen Beweis dafür ab. Steinbeile, Steinmesser, Lanzen und Pfeilspitzen aus Stein barg lange Zeit hindurch der Schoß der Erde in sich.

In unserm Walde zwischen Brunshaupten und Arendsee lagen in der Nähe der Küste früher große Mengen von Steinsplittern. Mit Recht ist der Schluß daraus gezogen, daß dort einst eine Werkstätte gelegen hat, in der solche Steingeräte kunstvoll herstellt wurden, wie man sie hernach vielfach auf den Feldern fand.

Im Jahr 1903 wurden im Februar die Ausschachtungsarbeiten zum Bau des Kursaals bei Westphals Hotel an der Dünenstraße hierselbst vorgenommen. Eine große Ueberraschung bereitete es, als man dort mehrere Steingeräte fand. Nähere Nachforschungen ergaben mit völliger Sicherheit, daß hier eine Höhlenwohnung frei gelegt war.

Ein Teil der Funde ging in das Schweriner Museum, ein anderer sollte beim Fundorte aufbewahrt werden. Museumskonservator Dr. Beitz schätzte das Alter dieser hier aufgefundenen Wohnung auf 4.000 Jahre. Die Häuser dieser Zeit waren sonst vielfach Pfahlbauten, d. h. Hütten, die auf Pfählen ruhten und oft auf sumpfigem Boden oder auch im Wasser angelegt wurden.

Ein Zeugnis hat das Steinzeitvolk auch in den Hünengräbern hinterlassen. Eine kammerartige Höhlung wurde gebaut. Als Dach dienten ein oder mehrere Decksteine, die in der Regel eine beträchtliche Größe aufwiesen. Diese Kammern hat das Steinzeitvolk seinen Toten als „ewige Behausung“ errichtet. Auch auf unserer Feldmark gab es solche Gräber. Sie sind jedoch verschwunden.

Im Juni 1913 machte man auf der damals Lindigschen Erbpachtstelle eine weitere für die älteste Geschichte unserer Orte bedeutungsvolle Entdeckung. An der Wittenbecker Scheide lagen hier früher ziemlich hoch mit weiter Aussicht mehrere kleine Hügel, die alte Grabstätten darstellten. Diese sind im Laufe der Zeit niedergeackert. So kam es, daß man auf die eigentlichen Gräber stieß. Es waren Steinringe, in deren Mitte die Urne mit den verbrannten Gebeinen des Bestatteten stand. In den Urnen befanden sich auch Gegenstände der Kleidung und des Schmuckes, die den Toten mitgegeben waren: ein bronzener Halsring, eine eiserne Gürtelschließe und eine eiserne gekrümmte Nadel zum Zusammenhalten des Gewandes. Sämtliche Gegenstände sind in das Schweriner Museum gekommen.

Diese Gräber weisen auf eine Bevölkerung unserer Gegend in der Eisenzeit hin, die auf die Bronzezeit folgte.

Es wird unsere Gegend somit in der Stein-, Bronze- und Eisenzeit schon ziemlich bevölkert gewesen sein. Das beweisen uns die Funde, die hier gemacht sind. Im Bastorfer Holm befindet sich ein mit Buchen bestandener Hügel, den man für ein Kegelgrab hält.

Die Steinzeit mag bis zum Jahr 1.500 vor Christi Geburt gedauert haben, die Bronzezeit bis 400, die ältere Eisenzeit bis Christi Geburt, die jüngere von da bis um das Jahr 500.

An Stelle der Germanen, die unsere Gegend bewohnten, traten um das Jahr 600 die Wenden, durch die die erste große Neubevölkerung hier geschah.

An sie erinnern manche Flurnamen. In der Kühlung führt ein Teil die Bezeichnung „Hohenwendt“, ein anderer heißt „Heidberg“ ein dritter „Apteik“ (Apotheke). Was wollen diese Namen uns sagen? Der zuerst genannte weist deutlich noch auf die Wenden hin, der zweite auf die Heiden, der dritte deutet an, daß sie dort einst ihre heilkräftigen Kräuter suchten und fanden.

Wenn ferner eine Stelle des sagenumwobenen Waldes den Namen „Melkbrink“ führt, so weist das auf eine Weide hin, die einst dort benutzt; dasselbe sagt uns der „Kohstiertgrund“. „Bleecksberge“ aber deuten an, daß dort einst Leinen gebleicht wurde, und der „Kalkberg“ verrät uns, daß dort Mörtel gefunden ward.

Der „Schloßberg“ aber erinnert an „Schloß Gammelin“ sowie an den schon geschichtlich erwähnten Ritter Konrad von Wittenbeck, die „Kubanzestraße“ an das Land Cubanze und an Bruno von Kubanze. Wenn ein Bächlein auf unserer Feldmark „Güldenbeck“ heißt, so gemahnt es daran, daß es einst Gold mit sich führte.

Im Walde von Brunshaupten ruft der Name „Schweinskuhl“ uns zu, daß früher die Schweine in den Wald getrieben wurden; die Namen „Dachskopf“ und „Fuchsberg“ erinnern an alte Zeiten, in denen die Tiere des Waldes, auch Dachs und Fuchs, sich hier noch einer ungestörten Ruhe erfreuen durften. Die „Diebskuhl“ mag solche Zeiten wachrufen, in denen Diebesbanden die Lande durchzogen und irgendwo im tiefen Waldgebiet ihre Beute bargen und später teilten. Der „Blocksberg“ ist auch hier vertreten und wird mit dem Glauben an Hexen in Verbindung gebracht.

Die alte Kröpeliner Landstraße führt, soweit sie von Brunshaupten bis in die Kühlung reicht, den Namen „Buttweg“. Auch dieser Name erinnert an die Wenden. Der Weg führt nach ihrer Opferstätte, einem im Walde gelegen mit Dornen oder Rosenhecken umfriedigten Platze. Im Herbst prangten an dem Gesträuch der wilden Rosen die „Hagebutten“, weshalb der dorthin gehende Weg „Hagebutten“ oder „Buttweg“ genannt wurde. Die Bedeutung eines heidnischen Opferplatzes finden wir in dem „Dorngrund“ genannten Teil des Waldes.

Im heiligen Eichenhain der Kühlung wurde der Götze Prowe verehrt. Das Betreten dieses Platzes war Unbefugten bei Todesstrafe verboten. Belbog, der weiße Gott, galt den heidnischen Wenden als der Helfer, Prowe und Siwa waren die Schützer von Herd und Feld, Radegast der Gott des Krieges, Swantewit der Allsehende und Czerneberg der Schwarze, der Böse.

Der Name „Papenkoppel“ zeigt uns an, daß dies Gebiet einst zur Pfarre, der Name „Försterkoppel“, daß diese einst zur Försterei gehört haben wird. Im „Warmgrund“ sind warme Quellen gefunden worden.

Dies mag genügen. Haben die Funde, die hier gemacht wurden, zu uns geredet, haben die Flurnamen ihre Stimme vernehmen lassen, so möge nun auch der Ortsname nicht schweigen.

Der Name unseres Ortes tritt in recht verschiedener Schreibart auf: Brunshovede“, „Brunshoute“. Später auch „Brunshaupten“, im Volksmunde hört man noch heute den Namen „Brunshöven“. Durchgesetzt hat sich schließlich die Schreibweise „Brunshaupten“.

Aus diesem Namen hat man den Schluß ziehen wollen, daß unser Ort eng mit Bruno von Cubanze, einem Wenden, zusammenhängt und nach ihm genannt ist.

Dieser soll dort, wo jetzt der Bach sich durch die Fulger Wiesen schlängelt, seinen Hafen gehabt haben, sodaß auch die Gegend um Fulgen eine alte Geschichte aufzuweisen hätte. Ja, es wäre einst Fulgen von höchster Bedeutung für die Umgegend gewesen, denn manche wollen den Namen Brunshaupten von jenem Hafen Bruns ableiten, der einst bei dem heutigen Fulgen im Schutze der Dünen den Schiffen trefflichen Schutz gewährte.

Es ist sogar die Behauptung aufgestellt worden, daß vor Zeiten ein Arm der Warnow hier sein Wasser dem Meere zugeführt habe. Dieser Warnowlauf sei die Grenze zwischen den wendischen Stämmen Obotriten und Lautizen oder Wilzen gewesen. Um aber die Schiffahrt auf dem an Rostock vorbeifließenden Arm des Flusses zu erleichtern, habe der Fürst Heinrich Borwin, der 1219-1226 regierte, den anderen bei der Stadt Schwaan zuschütten und somit „Brunows Hafen“ allmählich in eine Wiesenfläche verwandeln lassen. Schiffsreste und Anker will man in der Tat in der Fulger Wiese gefunden haben.

Zu dieser Erklärung „Brunows Hafen“ gesellt sich eine andere, die den Namen als „Brunes Haupt“ „brauner Vorsprung“, der sich ins Meer halbinselartig erstreckt, zu deuten versucht. Sie scheint uns das Richtige zu treffen.

III. Brunshaupten in späterer Zeit

Brunshaupten wird zuerst in der Stiftungsurkunde des Klosters Sonnenkamp, das später den Namen Neukloster erhielt, genannt. In der Reimchronik des Ernst von Kirchberg wird uns berichtet, daß der Sohn Pribislavs, Fürst Heinrich Borwin, unter Bischoff Brunwards Beistand um das Jahr 1210 in der Nähe von Westenbrügge, zwischen Kröpelin und Neubukow gelegen, ein Nonnenkloster gründete. Der Ort hieß Parkow, jetzt Parchow; eine von einem Moor umgebene Erhöhung auf der Feldmark führt bis in die Gegenwart den Namen „Auf dem Kloster“ und der Bach, der sie bespült, heißt noch heute „Der Klosterbach“.

Was die Reimchronik berichtet, bestätigt die Stiftungsurkunde von Kloster Sonnnenkamp vom Jahre 1219, in der es heißt, daß das Kloster vorher im Dorf Parchow sich befunden habe. Von Parchow aber wurde es im Jahr 1218 weiter gen Westen verlegt, um es vor der Wut der heidnischen Wenden zu schützen, die gerade hier in Bruno von Kubanze eines außerordentlichen Führers sich rühmen durften.

In Sonnenkamp dagegen fanden die Nonnen den Schutz der fürstlichen Besatzung, die in der dortigen Burg Kussin lag. In Sonnenkamp konnte sich Ludolf von Braunschweig, der Befehlshaber der Burg, ihrer annehmen und das Kloster vor feindlichen Angriffen sichern. Daher konnten die Nonnen dem Fürsten Heinrich Borwin und seiner Gemahlin Adelheid dankbar sein, daß er sie aus der gefahrvollen Umgebung befreite und ihnen einen ruhigeren Platz zuwies.

Im Volksmunde erhielt die neue Gründung den Namen „Niegenkloster“, „Neues Kloster“, woraus dann „Neukloster“ wurde.

Kloster Sonnenkamp gewann mehr und mehr Besitz in Brunshaupten und auch in Arendsee und erhielt sogar das Recht, die Pfarre zu besetzen. Im Jahre 1311 erlangte es auch die Gerichtsbarkeit in unseren Orten.

Die ältesten Rechte, die Sonnenkamp in Brunshaupten besaß, indem ihm 30 Hufen und die halbe Strandfischerei zugewiesen waren, gehörten vermutlich schon dem Kloster Parchow an und wurden später nach Sonnenkamp überwiesen. Klosterdorf bleibt Brunshaupten nebst Arendsee bis zur Aufhebung des Klosters Sonnenkamp um die Mitte des 16. Jahnhunderts.

Als einziger Priester des frühen Mittelalters wird uns Dethard genannt, und zwar um 1330.

Brunshaupten und Arendsee lagen früher etwa 2 Kilometer voneinander entfernt. Sie sind aber seit geraumer Zeit eng aneinander gebaut. Von Kröpelin beträgt der Weg 9,5 Kilometer, von Doberan und Neubukow je 14. Unsere Orte gehörten lange Zeit zum Amt Neubukow, seit 1880 zum Amt Doberan, das jüngst nach Rostock verlegt wurde.

Die Zahl der Einwohner belief sich früher auf etwa 174, in Arendsee auf 60. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts begegnen uns die Bauern Bluel, Bröker, Frend, Geier, Janeke, Möllner, Never, Niehenk und Osmann, am Ausgang des 16. Jhs. Klaus Langen, Hans Mattheus, Klaus Grammendorf, Hans Wende, Asmus Satow, Chiem Mattheus, Hans Winckelmann, Klaus Mattheus, Chiem Randow. In Arendsee treffen wir 1593 auf folgende Namen; Chiem Rieck, Klaus Ratke, Hans Went, Franz Kröger.

Im Dreißigjährigen Krieg, der der Nachbarstadt Kröpelin unendlich viel Leid brachte, sank auch bei uns die Zahl der Einwohner. Das Pfarrhaus war dem Umfallen nahe, Scheune und Ställe lagen niedergebrannt. Fulgen war in einen Trümmerhaufen verwandelt. Nach dem Ende des Krieges herrschten Aberglaube und Unglaube. Vor allem war es der Glaube an Hexen, der das ganze Land in Verruf brachte. Überall loderten die Scheiterhaufen auf. Schon der Verdacht, hexen zu können, genügte, arme Menschen auf die Folterbank zu bringen, die in der Regel auf den Scheiterhaufen führte. Auch aus unserer Gemeinde wurden in den Jahren 1669-1672 mehrere Personen als Hexen verbrannt. Unter ihnen war Anna Schriefer, die nach Neubukow geführt wurde und dort den Feuertod erleiden mußte. Das war am 16. Juni 1669. In diesen Prozeß wurde auch Hans Möllers Frau Anna, geb. Glöde, verwickelt. Unter den Qualen der Folter gab sie es zu, hexen zu können und wurde am 27. Juli 1669 in Neubukow verbrannt. Andere Opfer folgten. (Vergl. „Die Hexe von Kröpelin“. Verlag Fr. Köhler-Brunshaupten). Am 9. August 1669 zog morgens um 4 Uhr ein „starkes Donnerwetter“ herauf. „Von dem Knall“, so berichtet die Urkunde, „bewegten sich die Häuser, und in Arendsee ward Hans Klaus Westendorf, des Käters Sohn, samt dem Pferde, darauf er saß, nebst einem Ochsen und Kühen, die er vor sich hertrieb, erschlagen.“

In der Franzosenzeit hatten die Feinde auch Brunshaupten besetzt. Ueber die große Plage, die sie damals unseren Einwohnern bereiteten, hat der Pastor Riedel ausführlich berichtet. Aber alle Nöte, die über Brunshaupten dahinzogen, wurden überwunden, und die Zahl der Bewohner wuchs bis zum Jahre 1840 auf 337 Erwachsene und 250 Kinder, also auf 587. Elf Hauswirte finden wir in dem genannten Jahre in unserm Orte, ferner zwei Erbzinspächter, 14 Büdner, eine Erbschmiede, ein Forstgehöft und ein Mühlengehöft sowie die Pfarre. Schulze war damals Christoph Höpfner.

Im Jahre 1850 zählte Brunshaupten 829 Einwohner, 1860 war die Zahl auf 787 und 1870 auf 690 gesunken, um 1880 auf 833 und 1901 auf 1035 anzuwachsen. Von da an ging es restlos weiter, sodaß im Jahre 1929 schon 2.500 Einwohner gezählt werden konnten.

Auch manches Unwetter ist über unseren Ort hingezogen. Im Jahre 1885 richtete ein Hagelschauer großen Schaden an. Aber der Großherzog leistete den Geschädigten Hilfe, wofür Pastor Niemann dem tiefgefühlten Dank Ausdruck verlieh.

Das Jahr 1903 brachte am 19. und 20. April orkan­artigen Sturm mit heftigem Schneetreiben. Der dänische Schoner „Frigga“ wurde bei Arendsee an den Strand geworfen, die aus Stahl gebaute „Martha“, von London nach Malmö unterwegs bei Fulgen auf Land gesetzt. Die Mannschaft konnte sich retten.

Schwierig hatte sich´s gestaltet, die Badegäste von der 9,5 km entfernten Bahnstation auf dem Landwege hierher zu befördern und immer dringender regte sich der Wunsch nach dem Bau einer Chaussee nach jenem Städtchen.

Durch die Bemühungen des damaligen Erbpächters Risch gelang der Plan, und im Jahre 1895 wurde die Kunststraße gebaut. 1903 wurden auch Arendsee und Brunshaupten durch Herstellung einer Chaussee von der Neuen Reihe aus miteinander verbunden.

Die rührigen Einwohner unserer Orte ruhten aber nicht, bis sie an Stelle der mit Kröpelin eingerichteten Omnibus-Verbindung durch Einstellung von großen Kraftwagen im Mai 1906 eine ganz wesentliche Verkehrsverbesserung erreicht hatten.

Im selben Jahr zerschlug sich zwar der Plan der Vereinigung von Arendsee und Brunshaupten, aber durch eifriges Bemühen des Landdrosten von Bülow wurde die Verschmelzung der Gemeinde- und Badeverwaltung erreicht. Auf diese Art ließ sich die Anlage einer Wasserleitung ermöglichen, für die das Wasser aus artesischen Brunnen im Holm in das Straßennetz und in die Häuser geleitet wurde.

Zum Wasserwerk gesellte sich der Anschluß an die Ueberlandzentrale Rostock für elektrisches Licht und elektrische Kraft sowie an das Gaswerk Doberan.

Ein neues Schulhaus erhielt Brunshaupten. Am 18. Januar 1910 wurde es von Pastor Schreiber feierlich seiner Bestimmung übergeben. Im selben Monat bildete sich der Verband mecklenburgischer Ostseebäder.

Viele Verhandlungen mußten wegen des Anschlusses unseres immer mehr aufblühenden Ostseebades an das Eisenbahnnetz gepflogen werden. Im Jahre 1909 wurde die Verlängerung der Kleinbahn Doberan-Heiligendamm über Fulgen und Brunshaupten nach Arendsee beschlossen. Am 12. Mai 1910, Donnerstag vor Pfingsten, eröffnete die Bahn ihren Betrieb, den sie auch im Winter aufrechterhält. Die Kurtaxe betrug im Jahre 1910 in Brunshaupten 40.651 Mark.

In den herrlichen Aufstieg brachte der Weltkrieg eine arge Störung. Unentwegt waren unsere Einwohner an der Verschönerung unseres Ortes tätig gewesen. Seit dem Jahre 1906 war der Bülowweg mit dem Kurhaus entstanden. Sollte alles umsonst gewesen sein? Fast schien es im Jahre 1914 so, als plötzlich die Kurgäste im Juli fluchtartig abreisten und der am 16. Februar 1912 ins Leben gerufene Marien-Frauen-Verein vom Roten Kreuz eine ungemein große Tätigkeit zu entfalten eifrig bemüht war, als am 4. August ein Wachtkommando hierher gelegt wurde und die Badeanstalten und Brücke abgebrochen werden mußten und am 11. September die Trauerkunde vom ersten Opfer des Krieges aus Brunshaupten hier eintraf.

Aber so schwer des Krieges Not auch auf uns lastete, sie wurde überwunden. Als Erinnerung an die, die ihr Leben von hier auf dem Felde der Ehre ließen, steht im Walde das Ehrenmal. Da hängt in der Kirche die Gedenktafel, geziert mit dem am 21. August 1915 in Gegenwart der Großherzog­lichen Familie und des General-Adjutanten des Kaisers, des Prinzen Eduard zu Solm-Horstmar, genagelten Eisernen Kreuzes.

Ende Januar 1919 verkaufte die Gemeinde wieder Bauplätze. Die Inflationszeit führte viele Fremde in unseren Ort. Die Schäden des Krieges wurden, so viel es anging, nach und nach wieder beseitigt. Heilig Abend 1921 begrüßte die durch Neubeschaffung der im Kriege abgelieferten Prospektpfeifen wiederhergestellte Orgel die Gemeinde, und auch für die im Kriege eingeforderte große Glocke wurde Ersatz beschafft, und zwar in der Zeit, als Bürgermeister Seidel an der Spitze der Verwaltung stand.

Obervorsteher Risch starb am 2. November 1921. Ihm folgte, nachdem Ortsvorsteher Rieck den Posten des Obervorstehers verwaltet hatte, im Mai 1922 Obervorsteher Münzel, an dessen Stelle schon im Juli desselben Jahres wieder Ernst Rieck trat. Am 21. Oktober 1923 wurde Bürgermeister Seidel zum Obervorsteher gewählt, unter dessen Leitung unter anderem auch der schöne Hindenburgplatz (Lindenpark) angelegt wurde, der das Auge jedes Beschauers mit Freude erfüllt, wie es die unter Risch angelegten 3 Teiche tun, deren einer freilich jüngst wieder zugeschüttet wurde.

Bürgermeister Seidel folgte einem Rufe nach Meyenburg. Sein Nachfolger wurde im April 1926 Dr. jur. Neese aus Rostock. Unter ihm wurde die Landungsbrücke um 160 Meter verlängert. Er siedelte schon am 1. November 1927 nach Bad Schwartau über. Die Wahl für das neue Oberhaupt der Gemeinde fiel auf Bürgermeister Freye aus Lauter­thal im Harz. Am 1. Februar 1928 trat er sein Amt an. Im April 1929 wurden die Strandstraße und der Bülowweg asphaltiert; die Badeanstalt erfuhr einen Umbau, die durch Eisgang zum Teil zerstörte Brücke wurde wieder hergestellt. Auch sonst wurden manche Verbesserungen getroffen.

Lesehalle und Musikpavillon waren schon zu Rischens Zeit errichtet. Ein köstlicher Konzertplatz im Walde und an der See war entstanden.

Vor den Obervorstehern leitete viele Jahre in großer Treue der Schulze Höpfner die Gemeinde-Angelegenheiten. Er wurde am 16. November 1875 auch zum ersten Standesbeamten unserer Gemeinde ernannt. Am 1. Oktober 1906 legte er nach 33jähriger, in vorbildlicher Treue geleisteter Arbeit sein Amt nieder, nachdem er kurz vorher 72 Jahre alt geworden war.

An seine Stelle trat zunächst interimistisch der spätere Obervorsteher Risch, der auf seiner Hufe die Ziegelei errichtete, das weithin bekannte „Hotel zur Kühlung“ baute und den Vorsitz im Badeverein hatte. Im April 1906 verkaufte er seine Stelle und siedelte in den Mittelpunkt unseres Ortes über, wo er zunächst eine Mietwohnung bezog, dann das damals im Besitze der Frau Herzog, geb. Gräfin von Bausissin befindliche und seitdem „Villa Risch“ genannte Haus erwarb. Unter seiner Leitung wurde am 9. April 1908 durch Pastor Schreiber auch der Bismarckstein im Walde geweiht und eine aus dem Sachsenwald erbetene Eiche daneben gepflanzt. Obervorsteher Risch hat sich bleibende Verdienste um Brunshaupten erworben.

Rastlos ging die Entwicklung des 1881 begründeten Ostseebades Brunshaupten vorwärts. Die Zahl der Kurgäste wuchs von Jahr zu Jahr. 1895 wurden über 1.000 gezählt, 1905: 5.539, 1913: 17.356. Hier enden leider aufgrund von Beschädigung die aufschlussreichen Aufzeichnungen.

Schreiber, Maria: 1881–1931 – 50 Jahre Ostseebad Brunshaupten

Schaut, vor Euch steht im lichten Kleid
Hell leuchtend Frau Vergangenheit.
Sie zeiget Euch in diesem Jahr,
Was einst vor 50 Jahren war.
Sie hebt die Hand, sie winkt, sie spricht:
„Schaut prüfend mir ins Angesicht,
Da seht Ihr fröhlich dieses Müh´n
In Eurem Geist vorüber zieh´n!
Da seht Ihr Hände treu sich regen,
Den Grundstein fest zu dem zu legen,
Was Euer schöner Ort jetzt ist. –
Ich bitte, daß man´s nicht vergißt!
Gedenke auch der andern Herzen,
Die unter Kampf und Not und Schmerzen
Gebahnt den Weg zu lichten Höh´n,
den Ihr nun mühelos könnt geh´n.
So spricht zu Euch in dieser Zeit
Gebietend Frau Vergangenheit.
Dann reicht sie bittend und behende
Die arbeitsreichen, fleiß´gen Hände
Den beiden hehren Schwestern hin,
Möcht gern erforschen ihren Sinn.
Spricht dann zur Schwester Gegenwart:
„Dein Los ist hierorts schwer und hart,
Ich weiß ja, im deutschen Vaterland
Der Wohlstand keinen Platz jetzt fand.
Es klirren die Sklavenketten,
Von Freiheit war nichts zu retten,
Doch weise das Schwere ertrage
Und hoffe auf bessere Tage!
Und Du, Schwester Zukunft, erhöre mein Fleh´n
Laß gut es bei Dir Brunshaupten ergeh´n.
Der lieblich idyllisch gelegene Ort,
Der wachse und blühe weiter fort
Den Menschen und Gott zu Ehren!“

Heinrich Schreiber: 50 Jahre Ostseebad Arendsee

„Als im Jahre 1881 die ersten Badegäste nach Brunshaupten kamen, das damals durch keine Kunststraße mit den nächsten Städten verbunden war, das noch keine chaussierten, gepflasterten Straßen hatte und das sich von den bewaldeten Höhen der Kühlung unmittelbar am Bache bis an die See langhin erstreckte, war Arendsee noch ein weltabgeschiedenes Bauern- und Fischerdorf. Mit Brunshaupten war es durch zwei oft recht tiefe Landwege verbunden, deren jeder etwa zwei Kilometer lang sein mochte.

So führte es eine beschauliche Ruhe wie seit alten Tagen, in denen es Eigentum des Klosters Sonnenkamp war. Bekannt ist, daß die Herzogin Anastasia Arendsee den Nonnen von Sonnenkamp zum Geschenk machte, damit sie desto inniger für die Rückkehr ihres Gemahls, des Herzogs Heinrich, ‚der Pilger‘, beten sollten, da der Herzog in die Hände des Feindes auf einem Kreuzzuge geraten war.

Die Herzogin meinte, das Recht zu haben, gerade Arendsee den Nonnen von Sonnenkamp zu vermachen. Denn sie, die aus Arendsee in der Altmark kamen und in Parchow bei Kröpelin ein Kloster gründeten, sollen es gewesen sein, die den Grund zu jener Siedlung legten, der sie den Namen ihres heimatlichen Ortes Arendsee beilegten. Da das Kloster in Parchow im Jahre 1210 entstand, aber aus Furcht vor den heidnischen Wenden bereits nach achtjährigem Bestande nach Sonnenkamp verlegt wurde, das nun den Namen ‚Neukloster‘ erhielt, wird die Gründung von Arendsee in den Jahren 1210 bis 1218 erfolgt sein. Es blieb lange ein einfaches Dorf. Am Strande lagen Büdnereien, landeinwärts Erbpachtstellen, Häuslereien und Büdnereien. So sah es noch in Arendsee aus, als Brunshaupten bereits die ersten Badegäste beherbergte. Das aber ließ die Bewohner von Arendsee aufmerken. Als man sah, daß es vorwärts ging, rüstete man auch in Arendsee zur Aufnahme von Kurgästen; bald begann ein edler Wettstreit zwischen beiden Orten.

In Arendsee entstand als erstes Gasthaus das Strandhotel, in das viele Gäste regelmäßig zurückkehrten, wenn der Sommer mit seiner Hitze an die See lockte. Neben dem Strandhotel entstanden bald auch die großen Hotels ‚Moll‘ mit ihren Nebenhäusern, die jährlich viele Hunderte zu gleicher Zeit aufnahmen und einst weithin bekannt wurden. Aber es ging ihnen, wie Horaz es mit den Worten zum Ausdruck bringt: Nichts Irdisches ist unvergänglich. Daran erinnert das Jahr und die Stunde, die schnell den Tag vergehen läßt. An Stelle des einstigen Haupthauses des Hotels Moll liegt jetzt das Kasino mit seinem Tanzbrett im Freien, und eins der prächtigen Nebenhäuser ist ebenso wie das herrlich gelegene Hansahaus Kinderheim geworden. Die trefflichen Bauten am Kurhausplatze, das Kurhaus, das Parkhotel mit den Verkaufsläden, Villa Sieglinde u. a., auch sie sind ihrer früheren Bestimmung entzogen und vom Kaufmanns-Erholungsheim, Sitz Wiesbaden, erworben.

Mit großer Umsicht, aber auch mit Vorsicht suchte die Gemeindevertretung ihr Dorf weiter als Ostseebad zu fördern. Bleibende Verdienste hat sich der Schulze und spätere Obervorsteher Borgwardt um Arendsee erworben. Einsichtsvoll wußte er die vorhandenen Mittel in geschickter Weise zu nutzen. Der Badeverein suchte in denselben Bahnen zu wirken. Die Einigkeit, die man in dieser Beziehung unter der fachkundigen Führung erzielte, bewirkte, daß Arendsee bald rühmend im Kranze der deutschen Ostseebäder genannt wurde. Eine große Landungsbrücke entstand, und vom Kurhaus aus bot sich ein prächtiges, bewegtes Bild dar, wenn ein Dampfer anlegte oder die Menge der Gäste sich auf der Brücke tummelte. Die Straßen des Ortes wurden chaussiert, Kunststraßen entstanden zunächst nach Brunshaupten, dann von dort nach Kröpelin, nach Heiligendamm-Doberan, und von Arendsee nach Bastorf-Alt Gaarz und Bastorf-Neubukow. Die Wasserleitung wurde gebaut, die Straßen wurden kanalisiert; Ostseebad Arendsee erhielt elektrisches Licht und Gas und wurde durch Verlängerung der Kleinbahn Doberan-Heiligendamm über Brunshaupten bis Arendsee an die Mecklenburgische Friedrich-Franz-Bahn angeschlossen, die in die Deutsche Reichsbahn übergegangen ist.

Die Zahl der Hotels, Pensionate, Logierhäuser wuchs von Jahr zu Jahr. Der aufstrebende Ort baute prächtige Badeanstalten, errichtete eine Lesehalle, einen Musiktempel auf schön gelegenem Konzertplatze, an dem im Sommer sonntags evangelisch-lutherischer Gottesdienst gehalten wird.

Die Zahl der Kurgäste wuchs. 1896 wurden 480 gezählt, während Brunshaupten 1895 über 1.000 Gäste buchte; 1897 hatte Arendsee 600; 1900: 1753, und so ging es rastlos weiter.

1903: 3.1141905: 5.229
1910: 8.8351912: 10.217
1913: 10.4701928: 12.012
1932: 10.2171933: 11.217

Jedes Jahr wies neue Verbesserungen auf. Am Konzertplatze wurde eine Wandelhalle errichtet, die es den Gästen ermöglicht, auch bei schlechtem Wetter in geschütztem Raume den Klängen der Kurkapelle zu lauschen. Die Straßen erfuhren durch Verbreiterung zum Teil eine wesentliche Veränderung und machen einen guten Eindruck. Der im Westen sich hinziehende Wald bietet mit den Dünenbergen einen reizvollen Anblick.

Im Jahre 1907 wurde eine Neuordnung der Gemeinde-Verwaltung durch Vereinigung von Gemeinde- und Badewesen herbeigeführt. Neben dem Obervorsteher sollten zwei Ortsvorsteher, drei Erbpächter, ein Büdner und vier Vertreter des Badewesens die Angelegenheiten leiten, der bisherige Schulze Borgwardt wurde der erste Obervorsteher von Arendsee.

Die Sedanfeier 1912 hatte für Arendsee insofern eine besondere Bedeutung, als an ihr der den Gedenkstein krönende Adler nach einem vom Pastor gehaltenen Feldgottesdienst enthüllt wurde. Niemand ahnte damals, daß dieser Adler einst eine Zierde des Kriegerdenkmals werden sollte, das den im Weltkriege gefallenen Söhnen von Arendsee errichtet ward.

Aus Privatmitteln steckten um das Jahr 1912 in den Badeorten folgende Werte: Häuser in den Badebezirken 10 Millionen, 200.000 RM. Nach der amtlichen Taxe der Brandkasse Inventar 3 Millionen RM., Wasser- und Lichteinrichtung in den Häusern 450.000 RM., Kläranlagen und Wert der Bauplätze 200.000 RM. So waren also schon damals rund 17 Millionen Mark Kapital in beiden Gemeinden festgelegt.

Da der Wald sich in Arendsee ebenso wie in Bruns­haupten bis unmittelbar an die See hinzieht und fast in gleicher Höhe mit dem Meer liegt, so wachsen Wald und Strand gleichsam zusammen, und mit dem Rauschen der Bäume mischt sich das Brausen der Wogen und vereinen sich zu gewaltig tönenden Akkorden. Und der Kurgast, der auf einer der zahlreich im Walde aufgestellten Bänke Platz nimmt oder eine Wanderung nach dem Riedensee oder dem Riedenkrug unternimmt, sieht durch die Kiefern oder das Unterholz überall die Fläche des Meeres leuchten und spürt die feine Mischung von Wald- und Seeluft.

Das ist ein besonderer Vorzug und ein besonderes Kennzeichen unserer Zwillingsbäder Bruns­haupten und Arendsee, die zwar längst durch Ausbau der Neuen Reihe und des Bülowwegs in Brunshaupten zusammengewachsen sind, aber getrennt verwaltet werden.

Der Aufstieg des Ostseebades Arendsee erreichte seinen Höhepunkt wohl in dem heißen Sommer des Jahres 1914. Alles war überfüllt, und man konnte einer überaus günstigen Badezeit entgegensehen, als plötzlich die drohenden Wetterwolken eines Krieges sich über den sonnendurchfluteten Ostseebädern zusammenballten. Im Kurhause Arendsee spielte die Kapelle vaterländische Weisen, die begeistert von der Menge mitgesungen wurden. Extrablätter wurden verlesen. Heilige Begeisterung ließ die Herzen höher schlagen, das Deutschlandlied ertönte aus vollen Herzen. Doch als die Kriegserklärung erfolgt war, da leerten sich die eben noch überfüllten Hotels und Pensionate, die Fremdenheime, die Promenaden, die Brücken, die Straßen, der Wald, einsam lag alles, banger Erwartung, hoffnungsvoller Spannung hingegeben.

Nach Kriegsende begann ein neuer Aufstieg. 50 Jahre ist Arendsee jetzt Ostseebad. Als 1884 die ersten Gäste sich einstellten, ahnte niemand den gewaltigen Aufschwung. Nun ‚Glück auf!‘ zu weiterem Gedeihen zum Wohle der Gäste, zum Segen seiner Bewohner!“

Schreiber, Heinrich: Verschiedene Nachrichten – Ostseebad Arendsee, 21. Juli 1934

„Wie es vor 50 Jahren in unserem schönen Ostseebad aussah, davon gab uns der gestrige Jubiläums­tag erheiternde Anschauung durch den Festzug, der durch unsere Straßen zog. Vormittags war auf dem Konzertplatz ein Gottesdienst, bei welchem Herr Pastor Naht Schwerin die Ansprache hielt. Der Festzug begann nachmittags gegen 2 Uhr. Voran 3 Herolde zu Pferde, dann die Standarten-Kapelle. Nun folgten eine ganze Anzahl festlich geschmückter Wagen mit einer Spinnstube, mit alten Fischern usw. Auf einem andern Wagen sah man, was für Badeanzüge unsere ersten Gäste trugen. Der wohl am meisten beachtete Mittelpunkt des Festzuges zeigte naturgetreu Lokomotive, Tender und Wagen der ersten Züge auf unserer Kleinbahn, eskortiert von Bahnbeamten. Und dann folgten wieder festlich geschmückte Wagen, Postbeamte mit 2 Postillionen zu Pferde, eine Schulklasse aus dem vorigen Jahrhundert mit ihrem Herrn Lehrer und dergleichen amüsante Zusammenstellungen. Eine Abteilung unserer Feuerwehr bildete mit vielen Kindern den Schluß des Zuges, in dessen Mitte auch noch eine Kurkapelle die Marschmusik spielte. Vor dem Kurhause sammelte sich der Zug, und nun erst konnte man erkennen, welche Anzahl von Gästen und Einwohnern von hier und aus dem benachbarten Brunshaupten der Festtag angelockt hatte. Auf der Terrasse vor dem Kurhause begrüßte Herr Bürgermeister Gandy die Erschienenen mit herzlichen Worten, besonders auch des anwesenden früheren Obervorstehers Borgwardt und des ebenfalls anwesenden früheren Kurhausbesitzers Schultz gedenkend wegen ihrer Verdienste um das Aufblühen unseres Bade­ortes. Nach den Schriften unseres Herrn Pastor Schreiber gab der Redner dann einen Ueberblick über Entstehen und Entwicklung unseres einstigen Fischerdorfes bis zum heutigen weltbekannten Badeorte, auch der Nöte gedenkend, welche die Einwohner in den letzten Jahren des früheren Regimes durchgemacht haben. Aber jetzt im Dritten Reiche habe man neues Vertrauen gewonnen, u. der Dank gebühre unserm Führer. Brausend erschallte das „Sieg Heil“ auf letzteren und mit erhobener Rechten sangen die Anwesenden mit beim Spielen des Horst-Wessel-Liedes und des Deutschlandliedes durch die Kapelle. Darauf löste sich der Zug auf und für die geladenen Gäste und die Mitglieder der Gemeindebehörde folgte im Kurhaus eine Kaffeetafel.“

KIRCHE – EIN SICHERER ORT

Jürgen Jahncke

Im Mittelalter und bis ins 18. Jahrhundert wurde ein Großteil der öffentlichen, privatrechtlichen und gewerblichen Geschäfte in den Kirchen und auf den Kirchhöfen in Mecklenburg abgeschlossen. Die Kirchen bildeten in frühen Zeiten des Mittelalters (12. und 13. Jahrhundert) aufgrund ihrer Lage, ihrer Räumlichkeit, der festen Bauweise und der Stätte zur Ausübung der Religion einen Mittelpunkt des Lebens in den Städten und auf dem Lande. Diese einigermaßen geschützten und gesicherten Räume nutzten auch Landes- und Ortsobrigkeiten für Absprachen, Geschäfte und Verhandlungen. Kirche und Friedhöfe waren im 13. und 14. Jahrhundert auch Versammlungsorte, besonders an Sonntagen nach dem Gottesdienst. In ihren Räumen bewahrte man sowohl Rüstungen, Fahnen, Waffen und Kleider als auch Tierknochen von seltener Größe (Walfischknochen auf Usedom) auf. In unruhigen Zeiten oder längerer Abwesenheit hinterlegte man in den Kirchen auch Privateigentum. Hauptgründe hierfür waren zum einen der nahezu feuerfeste Steinbau der Kirchen und zum anderen die vermeintliche Sicherheit gegen Einbruch, denn allgemein galt die Ansicht der Bevölkerung, dass der Diebstahl von privaten Gütern und weltlichem Eigentum aus kirchlichen Räumen Kirchenfrevel sei. Außerdem garantierten kirchliche und weltliche Gesetze den Schutz der Kirche gegen Befehdung und damit auch die Heiligkeit der Gotteshäuser.

Aufbewahrung der Strandgüter in den Kirchen

In den Kirchen und auf dem dazugehörigen Friedhof der Stranddörfer an der mecklenburgischen Ostseeküste wurden in den zurückliegenden Jahrhunderten vielfach aus der See geborgene Güter aufbewahrt, weil es kaum andere überdachte Möglichkeiten gab. Hier lagen sie verhältnismäßig sicher und oft wochenlang, bis sie dem Schiffseigner übergeben werden konnten oder öffentlich von Beamten des Amtes versteigert wurden. Eine „Fürbitte für den Strand“, wie an der Meeresküste jahrhundertelang üblich, wurde in Mecklenburg am 8. Oktober 1777 endgültig aufgehoben.

Wenn Sie noch mehr über die Geschichte „800 Jahre Kirche in Kühlungsborn“ erfahren möchten, können Sie hier das ausführliche Kompendium im eReader anschauen oder als PDF herunterladen.