VOM BISMARCKSTEIN ZUM FRIEDENSSTEIN

Ostsee-Bote, 11.04.1908

Kühlungsborn Friedensstein 2010 . Foto: Jürgen Jahncke

Brunshaupten, 9. April. Am Dienstag d. W. feierte der Büdner Grammdorf das Fest der silbernen Hochzeit. Glückwünsche und Ehrungen gingen dem Jubelpaare viele zu.

Heute wurde in unserem Walde der Bismarckstein enthüllt. Man vereinigte diese Feier mit der des von Großherzogs Geburtstag. Nachdem am Morgen in den Schulen die üblichen festlichen Veranstaltungen abgehalten waren, versammelten sich am Nachmittag um 2 ½ Uhr der Kriegerverein und die Schulen vor Westphals Hotel in der Dünenstraße und marschierten durch die Linden- und Strandstraße unter Voranritt des Trommler- und Pfeiferkorps der Ortsschule und des Musikkorps des Kriegervereins nach der Neuen Reihe. Hier hatte sich inzwischen in Schwemers Hotel der Turnverein und in Büngers Hotel der Gesangverein versammelt, die sich jetzt dem Festzuge anschlossen. Beim Gemeindebureau wurden die Gemeindevertretungen von Arendsee und Brunshaupten in Empfang genommen. Von hier bewegte sich der große Zug nach dem Bismarckstein, der nach dem Arrangement des Herrn Kunstgärtners B. Knaack hierselbst von äußerst geschmackvollen Dekorationen umgeben war. Nach Aufstellung aller Vereine und Korporation trug der Gesangverein das Lied vor: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre.“ Darauf hielt Herr Pastor Schreiber eine längere, ausdrucks- und verständnisvolle Festrede, in der Bismarck als Baumeister des deutschen Reiches gepriesen wurde. Die schöne Rede klang aus in das begeistert aufgenommene Hoch auf den Kaiser und Großherzog, worauf gemeinsam die Lieder: „Deutschland, Deutschland über alles“ und „Gott segne Friedrich Franz“ gesungen wurden. Nach weiteren Ansprachen und Niederlegen von Kränzen am Bismarckstein schloß die Feier mit dem vom Gesangverein vorgetragenen Liede: „Und hörst du das mächtige Klingen“. Herr Photograph C. Schröder aus Kröpelin machte dann mehrere photographische Aufnahmen. Jetzt ordnete sich der Festzug von neuem und nahm seinen Weg durch die Strandstraße und den Bülowweg nach Westphals Hotel, wo Konzert und am Abend ein Ball die schöne Feier beendete. Auch in den Gasthäusern „Zur Einigkeit“ und „Zum grünen Kranze“ fanden Tanzvergnügungen statt.

KIRCHE UND LANDSCHULWESEN

Aus: Christliche Schulen: Über die Lehrer

„So man nu aus den selbigen Büchern die Lere lernen mus/ so ist hoch nötig/ das etlich sind die lesen können/ Vnd wer andere vnterrichten sol/ der mus selb zuvor bey sich/ ein ordenliche Summa der gantzen Lere haben/ vnd wissen wo vnd wie alle Artickel in Göttlicher Schrifft nach einander gegründet vnd erklert sind.

Vnd damit man gewis sey vom verstand Göttlicher Schrifft/ müssen viel sein/ die der Propheten und Apostel sprach verstehen/ vnd vom gründlichen verstand bericht thun/ vnd zeugnis geben können.

Vnd in Summa/ wer andere Leut recht vnd ordenlich vnterweisen sol/ der mus gerüst sein mit löblichen Künsten / die zu solchem werck dienlich sind.“

Eine Veränderung in der Kirchenordnung von 1552 zu der des Jahres 1602

1552
Und dieweil uns hiebe vor zum öfftern bericht einkommen, das in vorigen visitationibus befunden worden, wie die armen leut im catechismo so wenig unterrichtet sein, so sol insbesonderheit bey der visitation befehl geschehen, das in allen kleinen stedten und dörffern die pastores oder diaconi am sontage zur vesper die leut im catechismo unterweisen, und da der pastor zwo kirchen bereisen muß, sol er doch den einen sontag in der einen und den folgenden Sontag in der andern kirchen den catechimum ablesen und ein stück kürtzlich und einfeltig erkleren und alsdenn auch die kinder nach einander öffentlich fragen in der Kirchen und antwort von inen hören.

1602
„Darnach sollen die visitatores selb etliche von den alten und von den jungen aus den dorffschafften im cathechismo verhörn und erkunden, ob sie rechten verstand haben von christlicher lere und gott recht anruffen.

Und in sonderheit sol in der visitatio befehl geschehen, das in allen kleinen stedten und dörffern die pastoren oder diaconi am sontag zur vesper die kinder ordenlich unterweisen in catechismo, also das sie die Kinder nach einander fragen und öffentlich in der kirchen antwort von inen hören. Und soll den hausvetern durch die visitatores ernstlich geboten werden, das sie iren Kindern zu dieser verhör des catechismi alle sontags zu komen gebieten. Dazu sollen die pastores und amptleut die hausveter vermanen.2

Die Landschulen

„Aber das Amt blieb zähe, und der Landesherr war in seinen Bestrebungen beharrlich, und langsam hob sich die Wirtschaft des Domanialbauern aus der Versumpfung. Damit aber auch der edle Teil des Menschen nicht zu kurz komme, begann die Fürsorge für die Landschulen, und zwar im 17. Jahrhundert. Der Gedanke, dass es Pflicht der Regierung sei, für die Geringsten im Lande Schulen einzurichten, ist in der Reformation begründet. Sollte ein Christ, unabhängig von der Mittlerstellung der Priester und der Bevormundung der Kirche, selbst aus dem Worte Gottes lernen, was zu seinen Seelen Seligkeit notwendig sei, so mußte er lesen können, und um die nötige Klarheit über die Hauptsachen zu gewinnen, war ihm Unterricht im Katechismus nötig. Daraus ergibt sich, dass die Landschulen ihre Erstlingsaufgaben sofort knapp bestimmt vorfanden, Unterricht im Lesen und im Erlernen der Gebete, Gesänge, Sprüche und besonders des Katechismus. Wie und wo solche Landschulen zuerst eingerichtet wurden, liegt in einem Dunkel, das wohl niemals gelichtet werden wird, weil Urkunden darüber nicht vorhanden sind. Wir erfahren nur durch die Schulzen- und Bauernordnungen (z. B. vom 1. Juli 1702, Nr. 38) dass die Schulmeister auf dem Lande sollen wohl erhalten werden. Die ältesten Schulordnungen oder landesherrlichen Schulerlasse verlangen, dass die Kinder sollen in die Schule geschickt werden; wo keine Schulen sind, sollen die Kinder zum Prediger in Unterricht gehen; es ist aber nicht befohlen. Dass Schulen eingerichtet werden sollen, auch nicht gesagt, wie die vorhandenen entstanden. Sie finden sich vor, wie sie wohl in Anregungen der Kirchen-Ordnungen entstanden oder besser wieder hergestellt sind. Wir sehen da den Schulmeister, etwa einen Flickschuster oder einen abgedankten Soldaten, in seinem Hüttlein während der Winterzeit mitten unter den Kindern, zu deren Einsendung die Bauern durch scharfe Befehle und Strafgelder gezwungen sind, hocken und Schuhe flicken, Kleider bessern und sonst ein Handwerk treiben, das es zuläßt, dass er den Kindern den Memorierstoff vorspricht oder abhört. Kann er lesen, so mag er auch wohl auch seine Wissenschaft weiter geben. Er führt, der Zeit und der Roheit entsprechend, ein äußerst scharfes Regiment und dankt Gott, wenn die Osterzeit naht, die ihn von seiner Plage befreit. Immerhin aber war mit solcher Einrichtung ein Grund gelegt, auf dem sich weiter aufbauen ließ. Die erste Verordnung im Herzogtum Schwerin stammt aus dem Jahre 1685. Einige Zeit vorher war schon Gustav Adolf in Güstrow (1681) vorgegangen. Und acht Jahrzehnte erst später folgte die Bestimmung, dass nur ordentlich geprüfte und examinierte Lehrer im Domanium angestellt werden sollten.“

Über die Elementarschule auf dem Lande (19. Jahrhundert)

„Auf den Dörfern soll der Pastor oder Küster samt ihren Frauen Schule halten und etliche Knaben und Mägdlein im Katechismus, Gebet, Lesen, Schreiben, Rechnen unterweisen, damit die jungen Leute nicht aufwachsen wie das unvernünftige Vieh“.

„Wer `n klein bäten lihrt hadd, dee künn scholmeistern. Mien Lihrer wir `n Snieder, dee müsst sein Brot mit de Nadel nebenher verdeenen.“

Lehrerbildungsseminare: Leiter waren meist Pastoren
Schulaufsicht: örtliche Pastoren
Nach der Schulverordnung 1869: Einsatz von 2 Schulvorstehern (Dorfschulze und ein gewählter Vertreter der Gemeindeversammlung, beide von evangelisch-lutherischer Konfession)
Erstmalig Ausbildungsseminar für Landschullehrer in den Gutsdörfern
Verpflichtung des Pastors: Halbjährliche Beratung mit den Schulvorstehern über Schulangelegenheiten
Besoldung: Küstern, Organisten und Dorfschullehrern stand nach dem 30jährigen Krieg bis in das 18. Jahrhundert neben dem Schulgeld zu: einen Ertrag der Äcker und Naturallieferungen wie Roggen, Hafer und Gerste, Eier, Brot, Würste usw. durch die Gemeinde.

Heinrich Schreiber: Aus schwerer Zeit
„Bald treffen wir auf die Wohnung des Küsters Christoph Ulrich Metelmann. In freundlicher Weise zeigt er uns seine einfachen Wohnräume in dem alten, mit Stroh gedeckten Hause … Jedes Schulkind muß ihm wöchentlich einen Schilling Schulgeld mitbringen, auch erhält er jährlich 8 Fuder Holz. Er klagt über schlechten Schulbesuch, der ein gedeihliches Wissen der ihm anvertrauten Kinder hemmt. Seine Frau hat unser Gespräch gehört. Frau Metelmann klagt über den schlechten Zustand ihres Hauses. Denn vier Jahre später wird im ganzen Lande eine zweifache Sammlung für den Neubau des Küsterhauses veranstaltet. Freilich hat Frau Lucia Agneta Metelmann sich des neuen Wohnhauses nicht mehr erfreuen können. Ihr hat Gott schon einen anderen Wohnort angewiesen. Sie starb im Jahre 1765. Der Bau des Hauses wurde einige Jahre darauf vollendet …“

Aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender 1763

Eine Hauptsache in diesen Schulen ist eine verständliche und erbauliche Catechisation, welche täglich Morgens, gleich nach verrichtetem Singen und Gebet, kann vorgenommen werden.

Über die Einrichtung des Landschulwesens

Aus dem Staatskalender 21. Juli 1821
„Paragraph 11
In den Kirch- und Pfarrdörfern ist in der Regel der jedesmalige Küster auch Schullehrer, indessen bleibt die Anstellung eines anderweitigen Schullehrers unbenommen, in so ferne nicht bereits begründete Rechte verletzt werden.

Aus Paragraph 12
Die Einführung und Anweisung der Schullehrer geschieht, nach zuvorigem Auftrage der Ortsobrigkeit, durch den competirenden Prediger.

Aus dem Paragraph 22
Den Predigern aber liegt es, … , als Theil ihrer Amtspflichten ob, die Schulen in ihren Gemeinden fleißig und mindestens alle Monate zu besuchen und den Schulmeisters Anleitung zu geben, wie sie die Kinder unterrichten sollen, auch selbige bei dieser Gelegenheit zu prüfen, um ihre Fortschritte im Unterricht wahrnehmen zu können. Die Unterlassung dieser regelmäßigen Schul-Visitationen, von Seiten der Prediger, soll auf das nachdrücklichste geahndet, und den Präpositen hiedurch aufgeben seyn, darauf daß selbige vorschriftsmäßig geschehen, ein wachsames Auge zu haben.“

Leistungen für die Lehrer

Kröpelin-Neubukower Anzeiger, 26.03.1880:
„Die Lehrer wenden sich mit ihren Anliegen in Betreff der von den Gemeinden zu leistenden Schuldienste gewöhnlich an die Erbpächter, welche ihnen, als die zur Zeit Pflichtigen bekannt sind, und beschweren sich, wenn dieselben ihren gesetzlichen Verpflichtungen ganz oder zum Theil nicht nachkommen wollen, beim Amte. Dies Verfahren ist aber kein ganz richtiges. Verpflichtet zu den Schuldiensten ist dem Lehrer gegenüber nicht der einzelne Erbpächter, sondern die Gemeinde; der Lehrer hat daher richtig seine Wünsche im Betreff der Schuldienste dem Schulzen vorzutragen, ihm anzuzeigen, wenn der von dem Schulzen etwa bezeichneten Erbpächter nicht kommt oder nicht die nöthigen Leute zum Aufladen usw. schickt, und Sache des Schulzen ist es, die Erbpächter in der unter ihnen vereinbarten oder herkömmlichen Reihenfolge anzusagen.

Erst wenn der Schulze sich weigert, auf die Anträge des Lehrers einzugehen, ist eine Beschwerde beim Amte zulässig. Durch unbegründete Weigerung, die Arbeiten auf den Schulländereien rechtzeitig (d.h. zugleich mit ihren Hufen) auszuführen zu lassen, machen die Schulzen sich verantwortlich.

Die Schulzen werden aufgefordert, die Schuldienste, deren der an der Reihe (be)findlichen Erbpächter sich weigert, ohne Weiteres für Geld ausführen zu lassen und die Rechnung dann bei dem Amte einzureichen, damit der Betrag von dem säumigen Erbpächter eingetrieben werde.

Nach § 5 der Schulordnung vom 29. Juni 1869 haben die Gemeinden auf den Schulländereien zu beschaffen
Das Pflügen und Eggen, beziehungsweise Walzen des Ackers und Aufziehen der Gräben
Das Aufladen, Abfahren, Abziehen und Ausstreuen des Dunges
Das Säen des Korns
Das Aufladen, Einfahren und Abladen des Getreides und des Heus
Und ist der Schullehrer verpflichtet, seine etwaigen Dienstleute zur Beihülfe bei diesen Arbeiten zu stellen.
Doberan, den 20. März 1880
Großherzogliches Amt“

Ostseebote, 12.12.1883
„Bastorf, 6. Dez. … Herbstversammlung des Bastorfer Lehrervereins: Diskussion über das Thema: Ist die Gründung von Schulbibliotheken auf dem Lande Bedürfnis?

Themata für die nächstjährigen Konferenzen:

Gesundheitslehre und Gesundheitspflege in der Volksschule
Was hat die Schule zu thun, und wie und wodurch vermag sie auch an ihrem Theile mitzuhelfen, daß die in letzter Zeit immer mehr um sich greifende Sünde des Meineides gemindert werde?

Die Spiele der Jugend und ihre Bedeutung für die Schule, und wie kann der Lehrer auf dieselben einwirken.“

Zustimmung des Großherzogs

„Thun kund und geben hiermit zu wissen, daß Wir den zwischen Unserem Amte in Doberan und dem Pastor Klingenberg zu Brunshaupten unter dem 7./9. Juli 1902 abgeschlossenem, hier angehefteten Vertrag über den Austausch einer Fläche des Küsterackers zu Brunshaupten mit einer Fläche der Erbpachthufe Nr. 5 daselbst in einem §§ 1–4 allen Inhalt Landesherrlich genehmigt haben und Kraft dieses bestätigen. Urkundlich unter Unserer Unterschrift und beigedrucktem Siegel.

Gegeben durch Unser Finanzministerium, Abteilung für Domainen und Forsten.

Schwerin, den 8. September 1902
Friedrich Franz“ 8

Küsterland

„Großherzogliches Amt Bad Doberan
Doberan, 11. Februar 1902
Wenn das Amt vom Oberkirchenrath in Schwerin ersucht worden ist, sich in Hinblick auf die Wahrung der kirchlichen Interessen über den von Ihnen gewünschten Austausch zwischen Ihrer Erbpachthufe Nr. 5 daselbst und den angrenzenden Küsterländereien ernstlich zu äußern, so wollen Sie eventl. unter Mitunterschrift des Küsters Heine daselbst alsbald hierher mitteilen, ob und in welchem Sinne Sie sich mit dem Küster Heine über die näheren Bedingungen des fraglichen Austausches geeinigt haben bzw. welche Abstimmigkeiten bestehen und wie Sie selbige zu beseitigen gedenken.

Großherzogliches Amt
Detmering“

Schulangelegenheiten von 1903 bis 1910

Ostsee-Bote, 29.10.1904
Brunshaupten, 26. Okober. Heute morgen wurden hier mit Beginn der Winterschule die Seminaristen Felten-Bützow und Kuhlow-Parchim als zweiter resp. dritter Lehrer der hiesigen Schule in Gegenwart des Schulvorstandes, des ersten Lehrers und vor versammelter Schule durch den Ortsgeistlichen Pastor Schreiber eingeführt.

Ostsee-Bote, 04.01.1905
Brunshaupten, 2. Januar. Nachdem neben der vierklassigen Ortsschule eine Privat-Knabenschule schon lange hierselbst bestanden hat, will man zu Ostern d. Js. auch eine höhere Privat-Mädchenschule ins Leben rufen, die zunächst aus zwei Klassen bestehen soll. Die Leitung wird einer Lehrerin übertragen werden, die das Staatsexamen bestanden hat, während den Unterricht in der zweiten Klasse eine Lehrerin mit Superintendenturexamen übernehmen wird. Sobald den Wünschen der Einwohner unseres Ortes entsprechend die hiesige Ortsschule mit der zu Arendsee vereinigt und zu einer sechsklassigen Anstalt umgestaltet sein wird, dürfte mit dieser und mit den Privatschulen allen billigen Anforderungen Genüge geschehen sein. Mit dieser Ausgestaltung unseres Schulwesens aber würde einem sich hier immer mehr geltend machenden Bedürfnis abgeholfen werden.

Ostsee-Bote, 01.02.1905
Brunshaupten, 31. Januar. Die Feier des Geburtstages unseres Kaisers nahm auch hier einen schönen Verlauf. Am Vormittag hielten die einzelnen Klassen unserer Ortsschulen in den von den Mädchen festlich geschmückten Zimmern ihre Feier mit Ansprache, Gesang und Deklamation ab. War diese Schulfeier aus Mangel an einem größeren Raume nur für die Kinder selber berechnet, so stand unserer Privatschule in „Schwemers Hotel“ (heute Neue Reihe 19) der große Saal zur Verfügung, so daß hier auch die Eltern und Freunde der Schule teilnehmen konnten. Die Feier begann bei dicht besetztem Saale mit dem Liede: „Lobet den Herren“, V.1-3, worauf der Leiter der Anstalt, cand. Romberg, die Festrede hielt, an die sich der Gesang der Kaiser-Hymne anschloß. Darauf wechselten Deklamationen und patriotische Lieder mit kleinen dramatischen Vorführungen, die eine tüchtige Schulung und ein gutes Verständnis der Kinder verrieten. Die Feier fand den verdienten Beifall in hohem Maße.

Ostsee-Bote, 15.02.1905
Brunshaupten 14. Februar. Die höhere Mädchenschule wird, wie wir hören, ebenso wie die Privat-Knabenschule in der „Zweiten Reihe“ ihr Heim finden. Für erstere hat man die Villa „Seestern“ in Aussicht genommen, während letztere sich in der Villa „Boldt“ befindet. Die Mädchenschule ist zunächst auf zwei Klassen berechnet. Als Lehrerin wird eine staatliche geprüfte, als zweite Lehrerin eine, die Superintendenturexamen gemacht hat, angenommen werden.

Ostsee-Bote, 01.02.1905
Arendsee, 30.01.1905. Zur Kaiser-Geburtstagsfeier hatte der hiesige Kriegerverein eine größere Festlichkeit mit dramatischen Aufführungen veranstaltet, die am Sonntag in „Wieck’s Hotel“ eine Wiederholung fanden. Ein Ball hielt die Teilnehmer der Feier noch lange in fröhlichster Stimmung beisammen. Lehrer Peters wurde zum Ehrenmitglied des Kriegervereins ernannt.

Brunshaupten, 31.01.1905. Mit der gemeinsamen sechsklassigen Schule für Brunshaupten-Arendsee scheint es jetzt Ernst zu werden. Wie wir hörten, haben schon Vorberatungen stattgefunden. Auf Grund dieser Besprechung sollen die Grundlagen und die Schulordnung ausgearbeitet werden. Als äußerster Termin für Eröffnung der Schule hat man Ostern 1907 in Aussicht genommen. Jedoch gibt man sich hier vielfach der Hoffnung hin, daß die Angelegenheit sich noch beschleunigen läßt.

Ostsee-Bote, 18.02.1905
Brunshaupten, 17. Februar. Wie wir hören, soll von Michaelis ab bis zur Fertigstellung des neuen Schulhauses für Brunshaupten-Arendsee in Bruns­haupten ein vierter und in Arendsee ein zweiter Lehrer angestellt werden. Allerdings dürfte es schwierig sein, ein geeignetes Schulzimmer zu mieten. Sind hier doch Mietswohnungen überall nicht sehr reichlich vorhanden, da man seine Villa lieber den Badegästen zur Verfügung stellt. Auch fehlen solche Zimmer, die für 40 bis 50 Kinder ausreichend wären. Ein solches aber müßte man in Arendsee schon haben. Daher wird der Wunsch hier immer mehr rege, daß das neue Schulhaus möglichst bald fertig gestellt und bezogen wird. Es dürfte dann auch der häufige Wechsel der jüngeren Lehrer beseitigt werden. Gedenkt man den Lehrern doch ein Anfangsgehalt von 1.000 Mk. zu geben, das bis 2.000 Mk. steigen soll, während die kleinen Städte in der Regel nur 850 bis 1.700 Mk. bewilligen. Auch den Rektor der Schule hofft man durch ein besseres Gehalt (1.800 bis 2.400 Mk.10) auf längere Zeit hier behalten zu können, wenn es nicht gelingen sollte, einen solchen Leiter für die Schule zu gewinnen, der dauernd hier bliebt.

Ostsee-Bote, 23.02.1905
Kröpelin, 22. Februar. Eine Urlaubsverordnung für die Lehrer im Domanium hat jetzt das Großherzogliche Ministerium erlassen. Danach darf kein Lehrer ohne Genehmigung des Predigers den Unterricht auch nur während einzelner Stunden ausfallen lassen. Wird er jedoch durch eintretende Umstände dazu genötigt, so hat er dem Pastor ungesäumt schriftlich Anzeige zu machen. Der Prediger darf einen Lehrer für drei Tage, das Großherzogliche Amt für 14 Tage dispensieren, für längere Zeit erteilt das Ministerium die Erlaubnis.

Ostsee-Bote, 29.03.1905
Kröpelin,28. März. Vor der Schulzeit keine Schulzeit.
„Das ist doch aber ein Nonsens“ wird mancher Leser beim Lesen der Ueberschrift sagen. „Vor der Schulzeit gibt es ja keine Schulzeit.“ – Doch lieber Leser! Wenn auch nicht offiziell, sondern nur privat. Es gibt nämlich viele Eltern, die einen besonderen Stolz darin setzen, bei der Einschulung ihres Kindes dem Lehrer vorzuerzählen, was es alles schon kann. Und dieser Mann ist so sonderbar, daß ihm gar nicht mal viel daran gelegen scheint, wenn Gretchen schon bis 100 zählen kann und das Einmaleins aufsagen, oder Paul seinen Namen sogar auf Lateinisch schreiben kann. Warum wohl nicht? – Lieber Leser? Wenn der undankbare Herr Lehrer nun mal dem Gretchen, das bis 100 zählen kann, sagt: „Zeige einmal 7 Finger“, oder dem Paul, der seinen Namen so schön schreibt: „Scheibe ein „i“, dann können es alle beide nicht, weil diese „Kleinigkeiten“ nicht mit ihnen geübt, besser gesagt „eingepaukt“ sind. Denn der ganze Ballast, den die Kleinen zur Schule mitbringen, ist nichts als Mühe und Not eindressiertes, wertloses Zeug, das die Kinder beim Erlernen gar nicht verstanden und begriffen haben. Besser wäre es gewesen, die Eltern hätten ihre Kleinen beim Spiel gelassen, anstatt ihnen schon vor der Schulzeit den Kopf zu zerbrechen und das Herz schwer zu machen. „Denn“ so denkt das Kind, „wenn Vater oder Mutter schon jetzt mit mir so umgehen, wie wird es erst bei dem fremden Lehrer in der Schule werden!“.

Und das verängstigt das Kinderherz und verschließt es dem Lehrer und erschwert ihm seine Arbeit, ganz abgesehen davon; daß den Kindern von den Eltern oft etwas Falsches beigebracht wird, daß den heutigen Schulforderungen gar nicht mehr entspricht. Darum noch einmal und immer wieder: Vor der Schulzeit keine Schulzeit.

Ostsee-Bote, 19.04.1905
Brunshaupten, 18. April. Bald nach Ostern soll in unserer öffentlichen Schule wahrscheinlich der Turnunterricht eingeführt werden. Die Mittel zur Beschaffung von Trommeln, Pfeifen und einem Signalhorn sind für den Fall, daß der Turnunterricht beginnt, schon von der Dorfversammlung bewilligt worden. Später wird ein Turnplatz in unmittelbarer Nähe des neuen Schulhauses angelegt werden.

Die Schillerfeier am 9. Mai wird in Brunshaupten und Arendsee sowohl in den öffentlichen als auch in den Privatschulen auf einzelne Klassenfeiern beschränkt werden, da es den Schulen an einem Raume zu größeren festlichen Veranstaltungen fehlt.

Ostsee-Bote, 10.05.1905
Brunshaupten, 8. Mai. Unsere Ortsschule vermag gute Erfolge aufzuweisen, die freilich mit voller Besetzung aller Lehrerstellen noch bedeutend gemehrt werden dürften. Die vierte Klasse ist nicht überfüllt, so daß den Kindern eine gute Grundlage gegeben wird, auf der in den späteren Klassen trefflich weiter gebaut werden kann. Was bisher in den Schulen unseres engeren Vaterlandes nur selten durchgeführt wurde und sich vielfach bei der Ueberfüllung der Grundklasse auch schwer durchführen läßt, daß die Kinder schon im ersten Schuljahre ein leichtes Diktat ziemlich richtig zu schreiben lernen, ist hier erreicht worden. Unsere Lehrer sind nach besten Kräften bemüht, den Kindern ein gutes Wissen für das Leben zu vermitteln. Man gibt sich hier der Hoffnung hin, daß zu Michaelis für Brunshaupten der vierte und für Arendsee der zweite Lehrer berufen wird.

Ostsee-Bote, 16.08.1905
Brunshaupten, 15.08.1905. Die Anfertigung des Baurisses für das bis Michaelis 1906 zu beziehende und zunächst auf acht Klassen berechnete Schulhaus hierselbst ist dem hiesigen Architekten Krause übertragen worden, der auch das Hotel „Hansa-Haus“ erbaut hat. Für das Schulhaus ist Zentralheizung vorgesehen. Außer den Schulklassen und dem Zimmer für Handarbeits-Unterricht ist nur noch die Wohnung des Schuldieners im Schulhause unterzubringen. Ein Turn- und Spielplatz wird in unmittelbarster Nähe zwischen Wald und Schulhaus eingerichtet werden.

Ostsee-Bote, 15.11.1905
Brunshaupten-Arendsee, 14. November. Die hiesigen Schulen werden zur Zeit von 334 Kindern besucht, so daß in den öffentlichen Schulen 280 Kinder unterrichtet werden. Für diese sind fünf Klassen vorhanden. Es käme also durchschnittlich auf eine Klasse eine Zahl von 56 Zöglingen. Da für die neue Schule von vornherein sechs Klassen vorgesehen sind, würden auf jede Klasse durchschnittlich 50 Schüler etwa kommen.

Ostsee-Bote, 29.09.1906
Kröpelin, 28. September. Ganz „voll“ ist unsere Schuljugend noch von dem herrlichen Kriegsspiel am Mittwoch d. W. Vollständig militärisch hat sich dasselbe entwickelt, so daß alle Teilnehmer so einigermaßen eine Ahnung davon bekommen haben, wie es im Manöver oder auch im Krieg hergeht. Mit klingendem Spiele wurde ein- und ausmarschiert und man wird dem Herrn Rektor, auf dessen Veranlassung das Spiel hier zum ersten Male in Szene gesetzt wurde, sowie den Herren Lehrern, welche sich dafür interessiert und daran beteiligt haben, nur dankbar sein, wenn alljährlich solche Spiele stattfinden. War die Zahl der Zuschauer trotz der Kühle der Temperatur schon diesmal groß, so wird sich dieselbe bald noch ganz wesentlich vergrößern.

Das Manöver hat noch einen glücklichen Zufall mit sich gebracht. In der sogen. Wolfsschlucht am Schmadebecker Wege wurde ganz versteckt eine fast erstarrte betrunkene Polin, neben sich eine leere Schnapsflasche, aufgefunden. Sofort wurde die hiesige Polizei benachrichtigt und um einen Wagen gebeten, der bald zur Stelle war. Während die Polin sonst vielleicht mit dem Tode des Erfrierens hätte rechnen müssen, wurde sie nun sorgsam nach Kröpelin gefahren, unter Obacht gebracht und gepflegt.

Arendsee, 20.10.1909
„Gestern fand die feierliche Einweihung des hiesigen neuen Schulhauses statt. Nach dem Gesange des Liedes „Hilf uns Herr in allen Dingen“ hielt Herr Pastor Schreiber die Weihrede und wies dann die zu Michaelis an die Schule berufene erste Lehrerin, Fräulein Brandt aus Güstrow, an ihre Stelle. Mit Gebet und dem Gesange des Verses „Lob, Ehr und Preis sei Gott“ schloß die schöne Feier, worauf die Kinder schulfrei hatten und die Festteilnehmer sich zu einem Festessen vereinigten. Das neue Schulhaus ist nach dem Plan der Architekten Korff und Krause in Rostock außerordentlich geschmackvoll und praktisch gebaut worden. Die mit Säulen verzierte Front liegt nach Norden. Von den vier Klassenzimmern blicken drei nach Süden, eines nach Osten. Die beiden unten nach Süden liegenden Schulklassen sind durch Doppeltüren voneinander getrennt. Diese lassen sich zurückschlagen, so daß dadurch ein schöner Schulsaal mit sechs Fach-Fenstern hergestellt wird. Die Schulklassen haben Zentralheizung und sind mit Ventilatoren versehen. Das ganze Gebäude gereicht Arendsee zu einer besonderen Zierde. Das alte Schulhaus enthielt nur eine Schulklasse und die Wohnung des Lehrers. Es wurde kürzlich für 22.000 M als Büdnerei verkauft. Die Lehrer sind jetzt auf Bargeld gestellt. Man hat für Inhaber von Familienstellen in Brunshaupten und Arendsee ein Gehalt von 1.450 M bis 2.100 M festgesetzt, für Lehrerinnen beträgt das Gehalt 1.000 M bis 1.400 M.“

Ostsee-Bote, 09.08.1910
Kröpelin, 8. Juni. Schultornister statt Schultaschen sollen jetzt auf Anordnung des Brandenburgischen Provinzial-Schulkollegiums in allen märkischen Städten eingeführt werden. Die fernere Benutzung von Schultaschen wird verboten. Begründet wird die Verfügung mit dem Hinweis auf das Zeugnis der Aerzte, welche die Verkrümmung der Wirbelsäule zumeist auf das Tragen von schweren Handtaschen zurückführen. In Schweden besteht ein derartiges Verbot längst. Bedürftigen Kindern sollen die Tornister von der Schulverwaltung geliefert werden.

Ostsee-Bote, 22.09.1910
Kröpelin, 21. September. Durch ministerielle Verordnung vom 28. August 1910 ist das Regulativ für die Sommerschule im Domanium vom 7. März 1902 revidiert worden. Die Kinder, die Diensterlaubnis bekommen haben, sollen fortan in wöchentlich 12 Stunden statt wie bisher in 8 Stunden mit den übrigen Kindern unterrichtet werden. Die Beschränkung auf die Hauptfächer Religion, Deutsch und Rechnen sind fortgefallen. Der Dienstherr wird durch Revers verpflichtet, über das Kind väterliche Zucht zu üben und es vor unsittlichen Einflüssen nach Möglichkeit zu bewahren, besonders auch ihm, so lange es in seinem Hause wohnt, eine Schlafstätte anzuweisen, welche von den Schlafstätten der erwachsenen Dienstboten getrennt liegt, und darauf zu achten, daß das Kind nach Feierabend sich nicht aufsichtslos umhertreibt und rechtzeitig seine Schlafstätte aufsucht.

Ostsee-Bote, 26.11.1910
Kröpelin, 25. November. Von den im Lande vorhandenen 142 Domanial-Lehrerstellen für unverheiratete Lehrer sind zurzeit 43 ordentlich besetzt. 44 nicht besetzt und 65 nicht ordnungsgemäß besetzt. Von den 604 Familien-Schulstellen sind 590 ordnungsgemäß besetzt, 7 unbesetzt und 7 nicht ordnungsgemäß besetzt.

Beschreibung der Lehrerstellen in Arendsee (1910)

„Arendsee, 11 km von Kröpelin. Eingepfarrt in Brunshaupten. Schulgehöft im Herbst 1909 verkauft. Lehrer bezieht Gehalt: 1.500-2.700 M12. Keine Dienstwohnung für den ersten Lehrer. Schüler: 80; 2 Klassen

Wohnung für den 2. Lehrer resp. Lehrerin im Schulhause. Erster Lehrer seit Michaelis 1894: A. Peters, Extr. N13. 1893. Zweiter Lehrer: Lehrerin.“

Beschreibung der Lehrerstelle Brunshaupten (1910)

„Brunshaupten. 1 Meile von Kröpelin. Haus alt, Scheune für sich, beides mit Strohdach. Wohnräume gut. Acker und Wiese zusammen 5ha, 20a, 32qm beim Hause. Wiese niedrig, Kuhfutter. Geschätzt 578 M. Die Schulländereien sind an die Gemeinde verpachtet für 800 M inkl. Bestellgeld. Schule sechsklassig, Industrieschule. Garten 21a 68 qm, sehr gut. Feuerung nur für den Haushalt 14 rm Buchen Kluft II, 4.000 Torf. Gehalt 506 M. Organisten- und Küsterhebungen: 2 Scheffel Roggen, 45 Scheffel Hafer und 47 M bar, statt der übrigen Lieferungen 22 M. Abgeschätzt? Zulage? Voraus 200 M. Für Gewerbeunterricht 240 M. Für Leitung der Gewerbeschule außerdem 50 M. Stelleninhaber: Kantor Heine, N.1864/66.

Brunshaupten II. Barstelle ohne Wohnung, Feuerung und Garten. Anfangsgehalt 1.600 M. Steigend um die gesetzlichen Alterszulagen auf 2.700 M. Nebenbeieinnahme durch Unterricht an der Gewerbeschule (bei 4 Stunden wöchentlich) jährlich 240 M. Stelleninhaber seit 1. April 1911 Fr. Gloede, N. 1903/05.“

„Brunshaupten (Meckl.) Post- und Bahnstation. Nächste Stadt Doberan (Bahn nach dort) 12 km. Amt Rostock. Ortsklasse C

I. (K) (Schulstelle mit Kirchendienst, Haus Fachwerk, Strohdach, alt. 5 Zimmer, 2 Kammern, Scheune, Stallungen darin, gesondert vom Wohnhause Räucherboden, Wasserleitung in der Küche, Quellwasser. Garten 100 R, guter Boden, 24 Obstbäume, Ziergarten 20 R, Acker 2.000 R am Gehöft. Wiese 400 R, am Gehöft. Für 95 Ztr. Roggen bis 1932 verpachtet. Sonntäglicher Gottesdienst, Festtags zweimal. Niedere Küsterdienste größtenteils abgelöst. 45 Ztr. Hafer, 2 Ztr. Roggen.“

Wenn Sie noch mehr über die Geschichte „800 Jahre Kirche in Kühlungsborn“ erfahren möchten, können Sie hier das ausführliche Kompendium im eReader anschauen oder als PDF herunterladen.